Furiose Familiensitzung bei der Karnevalsgesellschaft „Schwarze Elf“ Bingen
Wolfgang Heinz gibt nach 40 Jahren das Narrenzepter des Sitzungspräsidenten weiter an Dennis Fischer
(Autor: Wolfgang Peters)
Dem Anlass entsprechend wurde der diesjährige Kampagnenorden
entsprechend gestaltet und mit dem Konterfei
des Ehrensitzungspräsidenten Wolfgang Heinz versehen.
Ja, der Kampagnenorden der KG „Schwarze Elf“ für die Session 2023/2024 dokumentiert ein einschneidendes Ereignis für die Karnevalsgesellschaft. Wolfgang Heinz gibt nach 40 Jahren die Amtskette und das Zepter des Sitzungspräsidenten weiter an seinen bisherigen Vize, Dennis Fischer. Und dieses Ereignis prägte natürlich auch die diesjährige Familiensitzung, denn da sollte die Übergabe stattfinden. Entsprechend erwartungsvoll und durchaus auch ein wenig traurig erlebten ca. 400 Gäste das für die Schwarze Elf historische und bedeutsame Ereignis mit. Denn alle an diesem Abend Anwesenden waren sich bewusst, dass eine erfolgreiche Ära zu Ende geht und eine neue Ära für die Schwarze Elf anbricht.
Sage und schreibe über sechs Stunden hielt die Schwarze Elf die Besucher der Familiensitzung mit einem hochklassischen, vierfarbbunten Programm auf ihren Plätzen gefesselt. Und keiner der anwesenden Närrinnen und Narrhalesen verließ vorher den Saal im Rheintal-Kongress-Zentrum. Der absolute Höhepunkt sei gleich am Anfang erwähnt: Die Übergabe der Insignien des Sitzungspräsidenten von Wolfgang Heinz an Dennis Fischer am Ende der ersten Halbzeit Da war nicht nur bei den Protagonisten Emotion pur angesagt.
Einige Passagen der in Versen gehaltenen Abschiedsrede von Wolfgang Heinz seien nachstehend aufgeführt:
„Mit einem Auge, das weint, einem zweiten, das lacht,
so iss das in de Fassenacht.
Aber besser, mer seet selbst, dass mer jetzt geht,
bevor annern sage: „Es wird Zeit, dass er jetzt uffhöre deet“.
40 Jahr iss ganz schee lang, unn es iss mir überhaupt nit bang,
zu sage hier vor alle Leit, es war ne wunderschöne Zeit.
In der ich dienen durfte dem Verein, als Präsident de Chef im Elferrat zu sein,
in der ich durfte präsidiere unn durch ca. 170 Sitzunge führe.
Drum möcht‘ ich, bevor’s jetzt wird gleich offiziell,
mich herzlich bedanken an dieser Stell,
zu allererst bei meiner lieben Fraa,
für Unterstützung unn Verständnis in all dene Jahr.
Bei Freunden und der großen Aktivenschar,
die stets zur Stelle, wenn man sie rief, immer da.
Die mir über all die Jahre treu zur Seite standen,
kaum einer kam dabei abhanden,
Sänger, Redner, Tänzer, Akteure,
nicht zu vergessen, die Helfer und Regisseure.
Ich danke euch hier im Saal von Herzen alle,
unn hoff, es hott euch mit mir gefalle.
Unn ich bitte euch herzlich, das fänd ich wunderbar,
auch Dennis Fischer zu unterstütze die nächste 40 Jahr.
Zum Schluss sag ich, was mir damals Hans Sperling schon riet,
wie heißt‘ in unserm Bannerlied,
das wird bei mir immer so bleiben, Gott Jokus helf,
mein Herz gehört der Schwarzen Elf“.
Stehend und mit lang anhaltendem Applaus dankten sichtlich gerührt auch die 400 Sitzungsbesucher Wolfgang Heinz für seine witzige, humorvolle und souveräne Sitzungsführung in vier Jahrzehnten.
Sein Nachfolger im Amt, Dennis Fischer, dankte Wolfgang Heinz für die vergangenen 40 Jahre, in denen er nicht nur als humorvoller, schlagfertiger und souveräner Sitzungspräsident das Gesicht der Schwarzen Elf war, sondern auch für seine nunmehr 33 Jahre als Vereinsvorsitzender. Gleichzeitig drückte der neue Sitzungspräsident seine Hoffnung aus, dass Wolfgang noch lange weiter als versierter Redner in die Bütt geht. Persönlich dankte er für das in ihn gesetzte Vertrauen, nun das Amt des Sitzungspräsidenten der traditionsreichen Schwarzen Elf ausüben zu dürfen. Er schloss mit dem Versprechen, stets das Wohl des Vereins im Sinn zu haben und sich dabei auch an seinen Vorgängern im Amt zu orientieren. Sein besonderes Vorbild sei natürlich Wolfgang Heinz.
Als besondere Überraschung gaben Eberhard Röthgen und Jonathan Spanier den alten Flippers-Hit mit etwas abgewandeltem Text zum Besten:
„Wir sagen Danke, dem Wolfgang.“
Der Ehren-Sitzungspräsident Wolfgang Heinz überreicht seinem Nachfolger Dennis Fischer das Zepter und die Präsidentenkette:
Ach ja! Vor der Amtsübergabe gab es ja schon eine Halbzeit Programm.
Rückblick auf die erste Hälfte der Familiensitzung –
Das Publikum wartet gespannt und voller Vorfreude auf den Beginn der Familiensitzung der Schwarzen Elf:
19:33 Uhr – Einmarsch der närrischen Protagonisten
Der Standartenträger Matthias Weber stand bereit. Pünktlich um 19.33 Uhr erklang der Narrhallamarsch und der Elferrat zog mit den Garden in den vierfarbbunten Saal ein (Foto links). Die Elferräte nahmen am Komiteetertisch ihre Plätze ein. Sitzungspräsident Wolfgang Heinz begrüßte die Närrinnen und Narrhalesen im Saal. Die Sitzung konnte beginnen (Foto rechts).
Dennis Fischer beleuchtete zu Beginn als Sekretär das Zeitgeschehen und nahm ob der vielen Krisen kein Blatt vor den Mund. Und jeder bekam sein Fett weg, ob Putin, die Ampelregierung, die Opposition in Berlin, die Binger Stadtverwaltung oder der unselige Aiwanger in Bayern. Tja, und über die Erpressung von Orban, der nur gegen eine 10 Milliarden-Subvention der europäischen Asylreform zustimmte, fiel ihm nur der abgewandele Refrain eines Helene- Fischer-Hits ein: „Skrupellos durch die Nacht, so wird in Europa Politik gemacht“, um ernüchtert festzustellen: „Lassen sich von einem Land zum Narren halten, so wird die europäische Gemeinschaft doch gespalten“. Erfreut zeigte er sich aber über die nun anlaufenden Demonstrationen zur Erhaltung unserer Demokratie und gegen die AfD. Unter dem tosenden Applaus des bereits stehenden Publikums rief er aus: „Drum lasst uns aufstehen und demonstrieren, bevor die Rechten wieder aufmarschieren.“ Ein starkes Statement!
Danach zeigte die Nachwuchsgarde mit einem schmissigen Tanz, dass sie auf dem besten Weg ist, einmal in die Gardestiefel der großen Garde zu schlüpfen. Mit Stolz nahmen auch die Trainerinnen Rebekka Hoffmann und Fabienne Tonollo den Applaus des Publikums und die Blumen vom Elferrat entgegen.
Ferdi Moos berichtete temperamentvoll über seinen „Erlebnisurlaub zu Hause“. Da ging es zum Beispiel zur Alpenbesteigung vom Keller bis zum Dach, zu einer Etappe der „Tour de France“ mit dem Rennrad die Kellertreppe rauf und runter oder zum Wildwasserpaddeln, nachdem das halbe Haus unter Wasser gesetzt wurde. Das Publikum war begeistert und überrascht zugleich, wegen der von Ferdi quasi aus dem Hut gezauberten neuen Sportarten, die durchaus das Zeug dazu haben, in nicht allzu langer Zeit olympische Disziplinen zu werden. Zum Schluss verriet er noch sein Geheimrezept, das ihn dazu befähigte, Kondition aufzubauen und diese sagenhaften sportlichen Aktivitäten zu bewältigen.
Ja, er nutzte ein Dopingmittel, das natürlich nicht auf der Dopingliste des Olympischen Komitees steht: Seine Kraft und sein Durchhaltevermögen verdankte er einzig und allein der vor dem Urlaub unterzogenen Impfung mit einem trockenen Riesling. Wie sollte es auch anders sein in einer Weinstadt wie Bingen.
Michael Choquet präsentierte eine kurzweilige „Binger Heute-Show“ganz im Stile der „ZDF-Heute-Show“ mit Oliver Welke. Im Gegensatz zu Welke hielt er dabei seine Stimmbänder mit einem Glas Riesling auf Trapp. Zunächst stellte er bedauernd fest, dass Außenministerin Baerbock wohl nicht komme, da ihr Flugzeug nicht in Bingen, sondern in Eibingen gelandet sei. Auch teilte er unter anderem mit, dass die Binger Beigeordneten alle ein auf den Leib geschnittenes Dienstfahrrad bekämen. So wäre für den Beigeordneten Jens Voll ein Fahrrad mit Rücktritt geordert worden. Auch hier gab es für die tolle Darbietung Standing Ovations. Neben Michael Choquet trat in einer kurzen Sequenz Chefarzt Dr. Jan-Peter Linke vom Heilig-Geist-Hospital als Sachverständiger auf.
Tja, und dann wurde es das erste Mal so richtig emotional.
Begleitet von stehendem Applaus erschien Brigitte Giesbert, alias Liesje Laloi, die Grande Dame der Binger Fassenacht. Nachfolgend ein paar typische „Liesje-Laloi-Verse“, die einfach für sich sprechen:
„Ich hab mich extra so uffgemotzt,
weil ich neulich gelese habb, als alt Fraa
wär mer in de Gesellschaft nit wahrnehmbar, däät übersehe wern, das hot merr gar nit gern.
Do hab ich mich in des Outfit geschmisse,
wie deier das war, das wollt ihr gar nit wisse.
Näh, solid un gedieche iss im Alter tabu.
Lieber schrullig und schrill, do steh ich dezu!
Jetzt emol unner uns, ich kann es kaum fasse.
Merr hot mich jo noch uff die Bühn gehe lasse.
Obwohl ich inzwische des Lebens Mitte
um ca. 40 Jahr habb überschritte.
Gell, do guckt ihr, es is aber wahr,
seit Vorsjahr bin ich 90 Jahr.
Mitsamt mei’m Gatte, der, wie ihr all wisst,
genau 3 Woche älter ist.“
Das war schon mal ein schriller Auftritt. Zunächst sprach des Liesje gesellschaftliche Themen an, die sich mit dem Leben im Alter beschäftigen. Dass man aber bis ins hohe Alter noch agil und auch den neuen Dingen und Herausforderungen zugewandt sein kann, beweist Brigitte Giesbert im Alltag und als Liesje Laloi auch 2024 „in de Bütt“. Ja, sie hat auch mit 90 Jahren noch was zu sagen. Zum Beispiel zur Vermüllung in Stadt (auch in Bingen), Land und Fluss:
„Wir könne hier im Klääne entdecke, wie mir aach im Große unser äänzische Welt verdrecke. Die Luft belastet, Plastik im Meer. Un mir? Mir tun so, als ob das nit unser Welt wär. Debei is alles nur geliehe, mer habbe alles nur uff Zeit, es gibt kää Garantie in alle Ewigkeit.“
Und des Liesje beendet ihren grandiosen Vortrag mit folgenden Worten:
„Mit dene Gedanke sag ich jetzt „Adschee“. Ob mer uns nächst Jahr widder hier seh? Mehr wääß es nit, abber ich dät mich freue. Mer hoffe mol’s Beste!
In närrischer Treue grüßt Euch die schrillschrullig alt Binger Fraa, Euer Liesje Laloi!“
Liebes Liesje Laloi, auf Wiederseh’n im nächsten Jahr!
Wie jedes Jahr ein Höhepunkt in den Sitzungen: Das Männerballett
Ja, da ging buchstäblich die Post ab. Das Männerballett huldigte dem Kölner Dreigestirn, hervorragend
präsentiert von Ralf Welpe als Prinz, Johannes Habig als Jungfrau und Christian von Stramberg als Bauer. Nach angesagten „kölschen Liedern“ wirbelten die strammen Männerbeine buchstäblich über die Bühnenbretter. Dabei wurden auch akrobatische Glanznummern gezeigt, wie Hebefiguren, Schwungrad oder gar Würfe von besonders gelenkigen Jungs über die halbe Bühne. Das Publikum war aus dem Häuschen.
Rechts das Binger Dreigestirn mit den Trainerinnen Christina Sander-Bergheim und Jennifer Friedrich.
Das „kölsche“ Binger Dreigestirn“ mit den „Jecken“ vom Rhein-Nahe Eck
Und dann wurde es besinnlich, aber trotzdem kloor! Der Binger Pfarrer Markus Lerchl kam mit Kaplan Weis als „Die 2 Heiligen 3 Könige“ auf die Bühne Die Beiden ließen das Publikum teilhaben an ihrem beschwerlichen und mühevollen Weg zu den Gläubigen als nur 2 Heilige 3 Könige, zumal der Pastoralraum inzwischen viel größer geworden ist. Tröstlich war aber für die zwei wackeren Könige, dass am Ende des Tages in dem jeweiligen Ort immer ein Weinlokal auf der Besuchsliste steht. Besondere Erwähnung fand hier „de Bauer Schorsch“ in Bingen-Kempten. Die beiden närrischen Könige verließen nicht die Bühne, ohne mit „Herr, gib den Menschen Frieden“ ein Friedenslied anzustimmen. Auch diese für eine Fastnachtssitzung außergewöhnlichen Töne wurden von dem begeisterten Publikum dankbar aufgenommen. Auch das ist Fastnacht bei der Schwarzen Elf.
Das waren die närrischen Darbietungen in der 1.Halbzeit. Wie bereits am Anfang umfassend geschildert, gab es noch als abschließenden Höhepunkt die Übergabe der Sitzungspräsidentschaft von Wolfgang Heinz an Dennis Fischer.
Nach 2×11 Minuten Pause lockte die Sitzungskapelle B.O.O.M (Blasorchester Oberes Mittelrhein) unter der Leitung von Matthias Scholl und Christian Hemmerle mit schmissigen Melodien das Publikum zur zweiten Sitzungshälfte zurück in den Saal.
Die zweite Hälfte der Familiensitzung
Und es ging gleich los mit einem Highlight, auf das sich die Binger Fastnachter jedes Jahr freuen: Eberhard Röthgen und Jonathan Spanier kamen dieses Mal als „Zwei Putzfrauen“, richtiger als „Zwei Klofrauen“, auf die Bühne um die Sitzung so richtig zu rocken. In einer fernsehreifen Show kleideten sie das doch „anrüchige“ Thema in eine Revue, bei der sie u.a. Udo Lindenberg mit dem ausgesuchten Thema konfrontierten oder Howard Carpendals Hit themenbezogen in „Deine Spuren am Rand“ umdichteten. Das war Kokolores pur; und zwar auf höchstem Niveau.
Dann kehrte mit Marc Hoffmann ein in Wort und Statur mächtig anmutender „Drusus“ wieder heim. Aber nach der anfänglichen Euphorie musste Drusus erschüttert feststellen, dass sich Bingen inzwischen doch stark verändert hat. Er suchte vergebens den Mainzer Hof, das alte Rathaus, das „Weiße Rössl“, Hähnchen Clem und das Cafe Benz.
Auch den Straßenbelag in der Fußgängerzone traf seine Kritik: „Begehbare Straßen wurden einst belegt von meiner Legion, nit so knubbelig wie in de Fußgängerzon“. Aber Drusus wäre nicht Drusus, zumindest in der Person von Marc Hoffmann, wenn er nicht positiv in die Zukunft blicken würde. Schnell hatte er ein Programm zur Attraktivierung von Bingen zur Hand mit Belebung des Neff-Platzes oder mit einem Drususfest mit Musik und Tanz im „großen Saal in de Briggekerch unner de Drususbrigg“. Mit viel Applaus zeigte das Publikum, dass Drusus hier den richtigen Nerv getroffen hat.
Der Stolz eines jeden Fastnachtsvereins: Die Garde!
Tolle Musik – tolle Performance – schmissig – exakt – grazil – temperamentvoll!!!
Die Garde hat sich unter Trainerin Jasmin Reichert toll entwickelt.
Tja, und wenn es nach Bernie Mauer gegangen wäre, hätte er am Samstag gar nicht in der Bütt gestanden. Ihm fiel zunächst kein Thema ein. Zum Glück der vielen „Bernie-Fans“ im Saal, fiel ihm dann doch so einiges ein.
Aber schon am Anfang hatte er wegen dem nun angesagten Gendern einige sprachliche Klippen zu umfahren. Heißt es nun Fastnachter und Fastnachterin? Nach Bernies Verständnis muss es aber doch eher Fastnachternde, Maskierende, Sitzungspräsidierende, Aktivirende, Gardinierende, Elferratende oder Helauende heißen, um aber zum Schluss der Begrüßung kurz und bündig festzu
stellen: „Ich bin vom Gendern total benomme.
Kurzum, seid herzlich alle hier Willkomme.“
Dass er letztlich auf der Bühne stand, das hat er dem Präsidenten Wolfgang Heinz zu verdanken.
Der gab ihm den Tipp, dass auch die künstliche Intelligenz bei der Erstellung eines Vortrages hilfreich sein könnte. Aber das klappte auch nicht so recht. Denn unter anderem brachte der KI-gestützte Vortrag folgenden Vorschlags-Vers zu Stande:
„Der Wolfgang Heinz, gut aussehend und schlank, sportlich topfit und selten krank, ernährt sich gesund und wir möchten nicht unken,
er war auch noch nie ernstlich betrunken.
Er ist sehr diszipliniert und schränkt sich ein,
trinkt lieber zehnmal Wasser, als ein Glas Wein.
Geht nach der Sitzung oder nach großer Sause
pünktlich, stocknüchtern und kerzengerade nach Hause.“
Das begeistert mitgehende Publikum quittierte die aufgezählten guten Eigenschaften von Wolfgang Heinz mit einem lang anhaltenden „Uuiii-Juuii-Juuii“. Und so stellte Bernie abschließend enttäuscht fest: „Holde Narrende, ich gesteh‘ es beileibe, so einen Schei.. kann ich nit schreibe“, um sich dann doch auf seine eigenen Fähigkeiten als versierter Verseschmied zu verlassen. Und damit lag er genau richtig. Natürlich bekam dabei auch die Ampel-Regierung was zu hören:
„Wer regiert uns so schlecht und naiv wie ein Kind?
Ich glaube, dass es die Roten, die Grünen und die Gelben sind.
Scholz, oh, Scholz, ich seh‘ es genau, die Zeiten sind schlecht, die Zukunft ist mau.“
Am Ende quittierte das närrische Auditorium den gelungenen Vortrag mit langanhaltendem Applaus und Bernie stellte beseelt fest:
„Wank ich heut‘ Nacht heimwärts, geh durch die Gass,
denk ich zurück, wir hatten doch viel Spaß.
Es war so wunderschee, so richtig kloor.
Seh’n wir uns gern dann aach im nächste Johr.“
Natürlich will das Publikum Bernie auch im nächsten Jahr wieder sehen.
Herrliche Slapstick-Nummer der Gruppe „Sketch ab“
Die sich aus dem „Schachtelballett“ heraus gebildete Gruppe „Sketch ab“ wartete mit einer Slapstick-Nummer der besonderen Art auf, die am Ende mit Standing Ovations und einer Rakete belohnt wurde. Sieben Frauen und ein Mann standen in einer Reihe auf der Bühne, typisch gekleidet und mit charakteristischen Gegenständen ihres jeweiligen Wunschberufes, nämlich Polizistin, Sportlerin, Malerin, Tischlerin, Bäckerin, Balletteuse, Boxerin und Nonne. Jede hatte ihren eigenen Spruch, der von jedem gleichzeitig immer wieder wiederholt wurde. Gleichzeitig führte jeder der Protagonisten auch mit einem für seinen Beruf typischen Gegenstand ebenso typische Handbewegungen aus. Dabei mussten die einzelnen Berufsvertreter darauf achten, dass sie nicht von den schwingenden Gegenständen ihrer Nachbarin getroffen wurden. Das Publikum amüsierte sich köstlich.
Die Gruppe „Sketch ab“ von links: Gabi Schorr, Kerstin Sander, Martin Peters, Christa Heinz, Claudia Ritz, Rita Fischer, Annelie Ober und Monika Becker
Und zu später Stunde kamen sie gemeinsam auf die Bühne:
„Zwei Fastnachtsveteranen“
Wolfgang Heinz und Männi Heil, der Ehrenpräsident des Gruber Narrenclubs
Darauf hatte das Publikum gewartet. Kokolores vom Feinsten, jedoch auch mit Nachdenklichem garniert. Und man konnte unschwer erkennen, dass da zwei ältere Herren auf die Bühne gekommen sind, die beide fastnachtlich geschmückte Rollatoren vor sich herschoben. Bevor das Publikum jedoch auf falsche Gedanken kam, stellten die Beiden richtig, dass die Rollatoren lediglich dazu da waren, die in all den Jahrzehnten verliehenen Orden zu transportieren. Schließlich hatten Wolfgang Heinz 40 Jahre für die Schwarze Elf und Männi Heil 30 Jahre für den Gruber Narrenclub (GNC) als Sitzungspräsidenten auf dem Buckel. Da kam schon eine Menge an Orden zusammen. Und so schwelgten sie in Erinnerungen an ihre Präsidentenzeit.
So stellte zunächst Wolfgang Heinz fest:
„Präsidente wie mir, ihr liebe Leit, war’n ständig unnerwegs, hatten ganz selten Zeit. Am Liebste tate mir, das derft ihr ruhig wisse, vor un nooch jedem Ufftritt die Gardemäd‘ küsse. Und nadierlich stande mir immer parat und übten mit dene de Sprung in’s Spagat.“
Männi Heil führte weiter aus:
„Das Komitee, mein Gott, erhalt’s, das hatte merr nadierlich aach noch am Hals. Die 10, die do obbe war’n am Hocke, die musste merr oft aus de Reserve locke. Das kräftige Klatsche an der richtigen Stelle, das breite Lächeln, alles Zeremonelle,“
Wolfgang Heinz ergänzte:
„…das genussvolle Nippen der kalten Ente, bei Manchen war die Sitzung schon in de Halbzeit zu Ende. Um all dies musste mir uns kümmere, das war bei Gott Jokus kää Job für Dümmere.“
Und zu ihrem Verhältnis zu den Binger Stadtoberen in all den Jahrzehnten stellte Wolfgang Heinz augenzwinkernd fest:
„Bei de Stadt, ihr werd das jo wisse, do habbe merr in 30/40 Jahr ään OB’in un drei OB’s verschlisse. Merr kann abber aach sage, es war uns scheißegal, do mache merr kää Geschiss, wer unner uns Oberboijemääschder gewese iss.“
Männi Heil bemerkte anerkennend:
„Doch sinn merr mol ehrlich, un das sinn kää Witze,
die Binger Stadtobere duhe die Fassenacht gut unnerstütze.
Das stimmt, unn macht uns froh, bestimmt bleibt das in Zukunft ebenso.“
Und dann ging es los mit den „Themen, die die Welt bewegen“. Dabei zeigte es sich, dass sie nicht nur eingefleischte Fassenachter, sondern zum einen gute Staatsbürger und zum anderen auch Binger Bube sind, denen das Gemeinwohl in Stadt und Land sehr am Herzen liegt. So beklagten sie, dass es in Bingen nicht möglich sei, einen ordentlichen und vor allen Dingen weihnachtlich gestalteten Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen. Aber auch die Erweiterung des Wirkungskreises des Binger Pfarrers, der aufgrund der Diözesanreform nun große Strecken zurückzulegen habe, wurde besprochen. Dabei kam man natürlich auch auf die Binger Pfarrer, die in Bingen auch in der Bütt eine gute Figur abgaben. So erinnerte Wolfgang an die vielen noch in Erinnerung gebliebenen brillanten Vorträge von Pfarrer Gerhard Choquet, für den nach eigener Feststellung die Bütt wohl extra jedes Jahr erweitert wurde. Oder an Kaplan Vogel, der spontan aus dem Publikum in den Elferrat „zitiert“ wurde. Männi hingegen erinnerte an die Zwiegespräche zwischen dem Katholischen Pfarrer Herd und dem Evangelischen Pfarrer Rauch. Leise fügte er noch an: „Und Kaplan Scholz, jetzt ganz im Vertrauen, brach die Herzen der stolzesten Frauen.“
Bedauert wurde auch, dass der Binger Winzerfestumzug inzwischen nicht mehr so urig und weinthemenbezogen daherkommt. So wurde in Erinnerungen an die prächtigen Winzerfestumzüge in den 50er/60er/70er Jahren geschwelgt. Da sprachen sie vielen Bingern im Publikum aus der Seele, als sie etwa den prächtig geschmückten Prunkwagen der Binger Großfirmen Racke, Texier und Scharlachberg sowie den vielen Pferdegespannen, den Fanfarenzügen und den Musikzügen mit Rhein-/ Weinliedern im Programm etc. nachtrauerten. Und sie ließen das närrische Auditorium an einem gemeinsamen Traum teilhaben:
Entzückt verriet Männi:
„Dies Jahr am Umzug, das wär so ein Traum, mir zwää uff’m Wage mit de rhoihessisch Woikönigin Annalena Baum. Sie liegt in einem Fass voll Rebe, von uns fest umarmt, liehe mir zwää denebe. Wir erheben den Weinkrug, grüßen und winken Kind, Frau und Mann, mir werre gezohe vom Binding-8er-Pferdegespann.“
Und Wolfgang machte sich Männis Traum zu eigen und vollendete:
„Das wär das Highlight hier in Binge! Und wenn’s dann der Annalena däät gelinge, das wär doch werklich für Binge ein Traum, von Oma Christel und Opa Klaus die Straußwertschaft Baum, wieder zu öffne, ich fänd das famos, do wär endlich in Binge widder was los!“
Der stürmische Beifall des närrischen Auditoriums bewies, dass die beiden Veteranen mit der Vision einer Wiederbelebung der Straußwirtschaft Baum am Burggraben in Bingen einen Nerv getroffen hatten.
Und zum Schluss ließen die Beiden die Binger hoffen, dass sie ihre in Jahrzehnten angesammelten Erfahrungen als Vortragende vielleicht weitergeben an interessierte künftige Narrinnen und Narren; und zwar in der Binger Volkshochschule. Sie stellten unisono fest: „Denn Fassenacht iss Brauchtum unn Brauchtum iss wichtig. Das war schon immer so bei Junge unn Alte.“ Und mit leichtem Glanz in den Augen beendeten sie ihren fulminanten Vortrag mit folgenden Worten:
„Für uns zwei Ehrenpräsidente beginnt nun uns‘re Zeitenwende.
Unser Herz schlägt dabei weiter für die Fassenacht.
Mit euch hat’s stets viel Spaß gemacht.
HELAU“
Tosender Applaus des bereits stehenden Publikums honorierte die karnevalistische Meisterleistung der beiden Fastnachtsveteranen.
Ein weiterer Höhepunkt vor dem Finale: Die Black Diamonds
Auch nach den beiden närrischen Hochkarätern Wolfgang Heinz und Männi Heil war immer noch nicht Schluss. Denn die Show-Tanzgruppe „Black Diamonds“ brachten bei ihrem Show-Tanz sage und schreibe 17 schön anzuschauende Polizistinnen auf die Bühne, die zu fetziger Musik über die Bühnenbretter wirbelten und sich auch nicht vor komplizierte Hebefiguren scheuten. Mit den Black Diamonds hat die Schwarze Elf eine super Truppe beisammen. Den tollen Tanz haben die beiden Trainerinnen Sandrina und Janina Heib einstudiert
Das Finale
Und dann konnte das so lange ausharrende Publikum stehen bleiben, denn der die zweite Halbzeit souverän durch das Programm führende neue Sitzungspräsident Dennis Fischer leitete über zum Finale mit dem
„Liedchesänger vom Rhein-Nahe-Eck“ Wolfgang Peters.
Und alle Aktiven “rockten“ die Bühne.
Dazu trug Liedchesänger Wolfgang Peters bei mit seinem bekannten Fastnachtshit
„Wenn die vierfarbbunte Fahne von Burg Klopp herunter weht“.
Und alle sangen den Refrain mit,
der Elferrat, die Aktiven und das begeistert mitgehende Publikum:
„Wenn die vierfarbbunte Fahne von Burg Klopp herunter weht,
und der Oberbürgermeister seine Narrenkappe trägt.
Ja, dann ist die Welt in Ordnung, hier bei uns am schönen Rhein.
Und so soll’s in Bingen, das ganze Jahr lang sein.“
Ausgelassene Stimmung bei Publikum und Aktiven:
Anschließend intonierte die Sitzungskapelle „B.O.O.M. den Brucker-Lager-Marsch zum Ausmarsch der Aktiven durch das Spalier des begeisterten Publikums.